16. Segeltörn der Sterntaler auf der Fortuna 2008
Auch dieses Jahr sind wir mit der Fortuna für zwei Wochen in See gestochen. Der Sterntaler e.V. ermöglicht es, dass 14 Kinder und Jugendliche, alle ehemalige Patienten der Kinderklinik des Gemeinschafts-Krankenhauses Herdecke, jeden Sommer an einem therapeutischen Segeltörn teilnehmen können. Die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen liegt zwischen 12 und 18 Jahren. Die Fortuna ist ein altes Frachtschiff, welches zu einem Traditions-Segelschiff umgebaut wurde und im nächsten Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Es gibt keinen Heißwasseranschluss, keine Dusche, kein Internett oder Fernsehen. Dies bietet einem die Möglichkeit, sich mit der Natur, anderen Menschen und sich selbst auseinanderzusetzen.
Wir hatten dieses Jahr großes Glück mit dem Wetter. Bis auf ein paar heftige Schauer gegen Ende der Fahrt durften wir die Wärme der Sonne voll und ganz auskosten. Der Wind trug uns bei 0,5 bis 6 Windstärken von Kappeln aus über Dänemark bis nach Rügen; Zielhafen war Stralsund. Bei Windstärke um 0 waren Badeaktionen in der Ostsee der Hit.
Wegen der schlechten Windvorhersagen haben wir zu Beginn des Törns eine Nachtfahrt gemacht, um weit genug nach Osten zu kommen. Die Alternative dazu wäre gewesen, kaum vom Ausgangshafen weggekommen zu sein und von dem später auf Ost drehenden Wind nach Kappeln zurückgedrückt zu werden. So aber bot sich uns am nächsten Morgen ein Strandurlaubstag etwas nordöstlich von Warnemünde, und am Abend kamen wir auf der Insel Mön in unserem Lieblingshafen Klintholm an. Hier machten wir einen Trip zu den Kreidefelsen von Mön, bei dem die Kids der Anweisung der Kunsttherapeutin Katja folgten, Strandgut zu sammeln. Daraus entstanden zu einem späteren Zeitpunkt schillernde Mobiles, die Sie mittlerweile auf der 6 West besichtigen können. Am nächsten Tag ging es weiter, doch der Wind kam plötzlich von Südost und damit direkt von vorn. Der Skipper Carsten schlug die Schiffsglocke, und es gab eine Besprechung: was tun? - zurück nach Klintholm oder in einen anderen Hafen weiter nordwestlich? Ergebnis der Meinungsbildung mit folgender Abstimmung war es, wieder Kurs auf Klintholm zu nehmen. Ein absolutes No go, wenn man meint, es müsse immer weitergehen, war hier das fürs Segeln mit einem Schuss Humor Vertretbare: Segeln, wohin der Wind weht. Die einen erfreuten sich daran, wieder in Klintholm zu sein, die anderen an der sisyphosschen Absurdität, nach einem an sich schon langen Segeltag dort wieder zu landen.
Neben dem Segeln war auch das Singen, meist in Begleitung der Gitarre, ein wichtiger Programmpunkt auf unserer Fahrt. Ob in der Kombüse beim Abwasch bzw Kornmalen, ob auf der Persenning der Ladeluke oder Achtern, beim Lenzen des Fäkalientanks (ja, derb soll es zugehen!) und natürlich am Abend in gemütlicher Runde, - stets wurde die Klampfe ausgepackt, und selbst skeptische Sänger konnten sich der allgemeinen Begeisterung nicht mehr entziehen. – Später haben wir auf einem Spaziergang entlang der Klippen von Kap Arcona auf Rügen in einer von Schinkel erbauten kleinen Kapelle mit toller Akustik kurz entschlossen das dreistimmige afrikanische „Senzenina“ gesungen. Der Reisegruppe, die zugehört hat, hat es gefallen.
Dieser Törn war geprägt von einer großen Freiheit, einer Freiheit, mit der die Kinder aber auch umgehen konnten, die sie - jeder einzeln und zusammen - voll und ganz für sich genutzt haben, indem sie ihre Individualität lebten, den Anderen intensiv kennen gelernt und akzeptiert haben in seinen Stärken und Schwächen, so dass – nur um ein Beispiel zu nennen - auch diejenigen, die körperlich eingeschränkt sind, sich den Konsequenzen einer Käbbelei stellen mussten. Was die Kinder jedes einzeln erlebt und für sich selbst als Entwicklung mitgenommen haben, ist ohnehin dasjenige, worum es bei dieser Segelfreizeit ja eigentlich geht. Darauf im Einzelnen einzugehen sprengt aber leider den Rahmen dieses Erlebnisberichtes. Deshalb sei hier nur im Namen aller Kinder und Jugendlichen gesagt: - Es war wieder einmal ein toller Törn...
Clarissa Stott, Philipp Reusmann